Fast 50 Familien können sechs Tage lang weder heizen noch warm duschen. Der verantwortliche Immobilienverwalter reagiert viel zu spät – dabei ist es nicht der erste Defekt.
Als Janka Kabus und ihr Partner Alexander Meyers vor knapp anderthalb Jahren in ihre neue Wohnung in der Eygelshovener Straße 4 einziehen, wirkt die Siedlung auf sie wie der perfekte Ort, um ihren Sohn großzuziehen. Eine große Wohnung mit Balkon, in der begrünten Gartenanlage dahinter gibt es einen Spielplatz, es ist eine ruhige Straße ohne viel Verkehr, aber trotzdem stadtnah.
Was sie bei ihrem Einzug nicht ahnen: Mit der Heizungsanlage gibt es seit Jahren Probleme. Und die bekommen sie in diesem Herbst deutlich zu spüren. Ausgerechnet am 1. November, Feiertag in Nordrhein-Westfalen, stellen die jungen Eltern und ihre Nachbarn fest, dass die Heizung streikt und kein warmes Wasser mehr aus der Leitung kommt.
In einer Mieter-WhatsApp-Gruppe berichtet ein Nachbar, dass es diese Probleme seit seinem Einzug im Jahr 2016 jeden Winter gebe. „Meine Frau ist sehr krank und benötigt häufig warmes Wasser, ich verbinde sie jeden Tag viermal und auch in der Nacht“, schreibt der ältere Herr. Eine Mieterin, die seit 2019 in der Siedlung lebt, erzählt t-online, dass sie Buwog bereits rechtliche Schritte angedroht habe. Daraufhin habe sie nur eine vorformulierte Standard-Mail bekommen. „Kommunikation mit Buwog ist Glückssache“, sagt sie.
Janka Kabus erzählt: „Wir haben dann direkt am Freitag den Immobilienverwalter kontaktiert.“ Es handelt sich um die Firma Buwog Immobilien Treuhand GmbH, die laut Impressum auf ihrer Webseite ihren Sitz in Bochum hat.
Die Antwort erfolgt erst drei Tage später und kommt von einer Buwog-Mitarbeiterin aus Kiel. Also aus einem Bundesland, in dem am 1. November kein Feiertag und damit ein normaler Arbeitstag war. Die Buwog schreibt, sie habe die E-Mails an ihre technische Abteilung weitergeleitet. In der Zwischenzeit stellt sich heraus, dass alle Häuser, von Hausnummer 2 bis 12, betroffen sind: insgesamt fast 50 Mietparteien.
Mieterin Kabus sagt, es sei der örtliche Hausmeisterservice gekommen, den die Buwog beauftragt hat. Der habe die nach seinen Aussagen „sehr komplexe Anlage“ nicht reparieren können. Es fehle Fachpersonal, heißt es. Allerdings gebe es einen Notdienst in Hamburg, mit dem die Buwog einen Vertrag geschlossen habe. Den Kontakt habe allerdings nur die Buwog. Kabus sagt dazu: „Wir wussten nicht, wer diese Nummer wirklich hat, ob es überhaupt einen Vertrag zwischen Buwog und dem Notfalldienst gibt, und konnten diesen selbst auch nicht kontaktieren.“
Die junge Familie besorgt sich mobile Heizlüfter, um die Wohnung zu beheizen. Ihren 17 Monate alten Sohn müssen sie mit kaltem Wasser waschen. „Wir haben schon überlegt, wo wir unterkommen können, wenn das länger anhält“, sagt Kabus.
Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Unternehmen bleibt für die Mieter in den folgenden Tagen undurchsichtig. Am Mittwoch, 6. November, fünf Tage nach Meldung des Defekts, kommt schließlich ein Installateur einer lokalen Kölner Firma. „Er hat die Anlage repariert und mit dem Gartenschlauch der Nachbarn mit Wasser befüllt“, erzählt Kabus. Die Buwog meldet sich daraufhin am Mittwochmittag per E-Mail. „Nach Informationen unserer technischen Abteilung wurde die Heizungsanlage wieder in Betrieb genommen“, schreibt die Mitarbeiterin aus Kiel. Seitdem funktioniert die Heizung wieder, und aus dem Wasserhahn kommt lauwarmes Wasser.
Bei Kabus und Meyers bleibt allerdings die Unsicherheit. „Wahrscheinlich wurde die Anlage wieder nur notdürftig repariert“, sagt Kabus. Dafür spricht auch eine Mail der Buwog aus dem Jahr 2021, die eine Nachbarin des Paares in die gemeinsame WhatsApp-Gruppe gepostet hat: „Da es sich bei der verbauten Anlage um eine besonders umweltfreundliche Anlage eines italienischen Herstellers handelt, sind zu deren Wartung entsprechend zertifizierte Unternehmen heranzuziehen. Auch die Ersatzteile unterliegen längeren Bestellwegen als üblich.“
Die Chats aus der Mieter-WhatsApp-Gruppe sowie der Schriftverkehr zwischen den Mietern und Buwog liegen t-online vor. Auf eine schriftliche Bitte um Stellungnahme hat die Pressestelle der Buwog bisher nicht reagiert.