In Berlin haben Neonazis einen Gewaltexzess veranstaltet: Bis zu 20 bewaffnete Vermummte griffen eine Gruppe Antifaschisten an.

In Berlin-Friedrichshain haben Rechtsextreme eine Gruppe von Menschen attackiert, die gemeinsam zu einer Demonstration im Bezirk Marzahn-Hellersdorf anreisen wollten. Mehrere Personen wurden verletzt. Die vermummten Täter waren Zeugen zufolge mit Holzknüppeln, Schlagstöcken, Quarzhandschuhen und Reizgas bewaffnet.

Der Angriff fand am Samstag gegen 16.10 Uhr am Ostkreuz vor einem Biomarkt statt. Dort hatten sich die Antifaschisten getroffen. „Auf einmal haben wir Schreie gehört“, berichtete ein Anwesender t-online. „Dann sind alle in Richtung S-Bahnhof gerannt, um sich in Sicherheit zu bringen.“

Bis zu 20 Neonazis seien in Zweierreihen in die Gruppe der am Ostkreuz Wartenden gestürmt und seien „immer zu zweit auf einen“ losgegangen. „Einem am Boden liegenden Opfer haben sie noch mit dem Stiefel ins Gesicht getreten.“ Nach vielleicht einer Minute brutaler Gewalt sei alles vorbei gewesen und die Neonazis geflohen.

Die Polizei bestätigte die Attacke am Montag. Ein Polizeisprecher sagte t-online, auch eine Bundespolizistin sei attackiert und verletzt worden, als sie eingreifen wollte. Sie soll versucht haben, einen der Angreifer festzunehmen, hatte der „Tagesspiegel“ berichtet. Daraufhin soll er sie mit der Faust geschlagen und davongerannt sein.

Die Täter seien als Neonazis erkennbar gewesen, sagte der Zeuge, mit dem t-online sprechen konnte. Einige hätten Jacken einer Szenemarke getragen, andere von der Neonazipartei „Der III. Weg“ vertriebene Kleidung. „Als sie zu prügeln anfingen, riefen sie: ‚Was ist jetzt mit Nazis boxen?‘ und ‚Kommt mal her jetzt!'“, schilderte der Zeuge.

Laut den Organisatoren der Demonstration „Nach den Rechten schauen“, die am Samstagnachmittag durch Marzahn-Hellersdorf zog, wurden mindestens sechs Menschen verletzt, einige von ihnen schwer. Die Neonazis hätten gezielt gegen Köpfe geschlagen. Einer der Angreifer sei als Mitglied der „Nationalrevolutionären Jugend“ erkannt worden, der Jugendorganisation des „III. Wegs“.

Auf der Plattform X postete ein dem „III. Weg“ zuzurechnender Account nach dem Angriff ein Foto, auf dem Neonazis martialisch posieren. „Antideutsche Elemente“ seien in Berlin nicht willkommen.

Screenshot: Auch nach dem Angriff hielten die Einschüchterungsversuche an. (Quelle: X)

Der Zeuge zeigte sich nach der Attacke schockiert. Der 20-Jährige lebt in Marzahn. Nachdem Freunde von ihm bereits im Juni in Marzahn von einer Gruppe vermummter Neonazis angegriffen und ausgeraubt worden waren, wollte er am Samstag die Möglichkeit nutzen, zur Demonstration in seinem Bezirk gemeinsam mit anderen aus Friedrichshain zu fahren.

„Für alternative Menschen ist es in Marzahn extrem schwierig“, sagte er t-online. Meldungen von gewalttätigen Neonazis, die andere Menschen terrorisieren, hätten sich in letzter Zeit gehäuft. „Ich habe gedacht, bei einer gemeinsamen Anreise bin ich sicher“, sagte er t-online.

Die Neonazis seien eine Gefahr für alle, sagte er. „Neben uns waren Familien mit Kindern, ganz normale Leute.“ An der Demo hätten auch die ‚Omas gegen Rechts‘ teilgenommen: „Das war keine militante Demo, sondern eine bunte.“

Die Einschüchterungsversuche hätten auch nach dem Angriff am Ostkreuz nicht aufgehört, Demonstrierende seien aus dem Gebüsch heraus fotografiert worden. Der Zeuge: „Man muss davon ausgehen, dass diese Aufnahmen verteilt – und dann fragt man sich schon: Was passiert beim nächsten Mal? Stehen die dann vor meiner Haustür? Haben die dann eine Schusswaffe? Das ist genau das, was die Täter erreichen wollen: Dass wir uns unwohl, ohnmächtig und beobachtet fühlen.“

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