Nach dem 1:5 in Darmstadt hat beim 1. FC Köln die Aufarbeitung begonnen. Am Samstag kam es zur angekündigten Krisensitzung.

Die Szenerie im Grüngürtel passte bestens zur Stimmungslage des 1. FC Köln nach der Blamage beim SV Darmstadt 98. Als die Spieler und die Verantwortlichen am grauen Samstagmorgen ans Geißbockheim zurückkehrten, wollte der Regen ebenso wenig aufhören wie die Gegentorflut am Vorabend. 1:5 war der FC bei Mitabsteiger Darmstadt untergegangen, hatte dabei die dritthöchste Klatsche seiner Zweitliga-Historie kassiert.

Ein außergewöhnliches Spiel, auf das ein außergewöhnlicher Trainingstag folgte. Die Samstagseinheit war für 10 Uhr angesetzt – tatsächlich rollte der Ball allerdings erst mit gut zweistündiger Verspätung, gegen 12 Uhr. Zuvor hatte hinter verschlossenen Türen Wichtigeres auf dem Programm gestanden: Eine schonungslose Aussprache.

Noch in Darmstadt hatte Christian Keller die erste Krisensitzung der jungen Saison angekündigt. „Das wird noch richtig laut werden“, hatte der Kölner Sportchef am Freitagabend erklärt und nachgeschoben: „Aber manchmal muss man einmal darüber schlafen, damit es jeder auffassen kann.“ Es sei im Leben ganz einfach: „Wenn du lieferst, geht’s dir besser. Wenn du nicht lieferst, geht’s dir halt schlechter.“

Was genau am Samstag besprochen wurde, blieb intern. Die Profis und die Verantwortlichen sahen im Anschluss allerdings definitiv nicht aus, als würde es ihnen auch nur ansatzweise gut gehen. Die Ersatzspieler zogen mit bedröppelten Mienen das Training durch; die Stammkräfte trotteten nach ihrem Regenerationsprogramm im Inneren des Geißbockheims zu ihren Autos, lächelten noch gequält in die eine oder andere Fan-Kamera.

Chefcoach Gerhard Struber wiederum wirkte während der Einheit auffällig in sich gekehrt, nahm nur eine Beobachterrolle ein. „Ich war davon beeindruckt, wie wenig wir investiert haben. So ein Gesicht will ich nicht noch mal sehen“, hatte er das 1:5 in Darmstadt kommentiert, das gewiss der mit Abstand bitterste Moment seiner noch jungen Amtszeit war.

In den sozialen Netzwerken wächst auch die Kritik an Struber persönlich, der mit dem laut „Transfermarkt.de“ wertvollsten Kader der 2. Liga im Mittelmaß feststeckt. Sportchef Keller allerdings, der die Spieler unmittelbar nach der Demontage in Darmstadt verbal zerlegt hatte, nahm den Österreicher explizit in Schutz. Während der FC-Geschäftsführer das Team mit einer „Schülermannschaft“ verglich und gar nicht aufhörte, zu tadeln, lobte er Strubers Vorbereitung sogar.

„Mit ihm muss ich nicht sprechen“, erklärte Keller: „Der Trainer hat eine ordentliche Trainingswoche hingelegt und die Mannschaft auf dieses Spiel vorbereitet. Alles, was trainiert und besprochen wurde, kam genauso, wie es angesagt war.“ Das Problem sei einzig und allein die Umsetzung der Mannschaft gewesen. „Eine seriöse Zweikampfführung, eine Sprintbereitschaft, die eigene Aufgabe erfüllen – das muss jeder selbst hinkriegen. Das ist nichts, was der Trainer beeinflusst“, so Keller weiter.

Besonders alarmierend: Für den Sportchef war das 1:5 in Darmstadt nicht einfach nur ein Ausrutscher, sondern vielmehr die logische Konsequenz der vorangegangenen Auftritte. „Ich finde schon, dass sich die Leistung angekündigt hatte“, sagte Keller und offenbarte, dass ihm bereits die Partien gegen Karlsruhe (4:4) und Ulm (2:0) nicht gefallen hatten. „Wenn die Sprints in die defensive Spielrichtung von Spiel zu Spiel weniger werden, hat das nichts mit Taktik, sondern mit Haltung zu tun“, deutete er sogar eine anhaltende Arbeitsverweigerung an.

Und dies dürfte am Samstag hinter verschlossenen Türen zu einem großen Knall geführt haben. Ob die XXL-Krisensitzung den FC zurück in die Spur finden lässt, wird sich am Freitagabend gegen den SC Paderborn zeigen, der aktuell anders als die Kölner an den Aufstiegsrängen schnuppert. Bevor am Montagnachmittag die Vorbereitung auf das Heimspiel beginnt, können die Akteure das Geschehene und Gesagte am trainingsfreien Sonntag sacken lassen.

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