Großer Andrang auf Münchner Motorworld

Habeck-Rede: Vizekanzler greift Söder scharf an


18.01.2025 – 19:10 UhrLesedauer: 3 Min.

Robert Habeck spricht bei seinem Wahlkampauftritt im Dampfdom. (Quelle: Patrik Stäbler)

1.800 Menschen im Saal sowie hunderte Wartende davor: Bei Robert Habecks Wahlkampfauftritt in der Münchner Motorworld ist der Andrang groß. Er spricht über Visionen und teilt gegen die Konkurrenz aus.

Anders als bei seinem jüngsten Erscheinen in München ist der Empfang für Robert Habeck diesmal herzlich, ja fast frenetisch. Noch ehe der Kanzlerkandidat der Grünen überhaupt den Dampfdom der Motorworld betreten hat, üben sich die knapp 1.800 Menschen in dem restlos vollen Saal schon mal im rhythmischen Klatschen. Und als Robert Habeck – in Anzughose und dunklem Pulli – dann beschwingten Schrittes auf die Bühne geht, gibt es begeisterten Applaus.

Ungleich weniger begeistert waren die Reaktionen, als Habeck vor zwei Wochen schon mal hier auftauchte – und zwar als überlebensgroße Projektion auf dem Siegestor. Für diese Wahlkampfaktion handelten sich die Grünen nicht nur ein Bußgeldverfahren der Stadt ein, sondern auch reichlich Kritik – unter anderem aus der eigenen Partei. So nannte Münchens zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) die Habeck-Projektion „alles andere als gelungen“ und betonte: „Unsere historischen Gebäude in München sollten nicht für Wahlkampf zweckentfremdet werden.“

Ebenjenem Dominik Krause kommt an diesem Samstag in der Motorworld die Aufgabe zu, den prominenten Parteifreund zu begrüßen. Über die missglückte Siegestor-Aktion verliert der Bürgermeister kein Wort, stattdessen lobt er den Gast über den grünen Klee – und teilt obendrein gegen die politische Konkurrenz aus. Während seine Partei geschlossen hinter ihrem Kanzlerkandidaten stehe, habe sich Münchens Oberbürgermeister jemand anderen an der Spitze seiner SPD gewünscht, sagt Krause mit Blick auf Dieter Reiter, der bekanntlich Boris Pistorius statt Olaf Scholz präferiert hätte. „Und wen Markus Söder als Kanzlerkandidaten will, das wissen wir alle“, sagt Krause. „Nämlich sich selbst.“

Ein paar Habeck-Lobpreisungen später holt der Bürgermeister dann den Vizekanzler auf die Bühne, umarmt ihn und übergibt ihm das Wort – worauf der 55-Jährige den Applaus sogleich abwürgt und mit seiner Rede loslegt. Bevor es politisch wird, verteilt Habeck erst mal seinerseits Lob – an Bayern, an die Politik der Grünen im Freistaat und an die Anwesenden. Der große Andrang sei überwältigend, sagt Habeck. Und tatsächlich sind nicht nur der Dampfdom und die Nebensäle, in denen die Veranstaltung gestreamt wird, gerappelt voll. Sondern vor der Tür stehen noch hunderte weitere Menschen und warten auf Einlass.

Sie alle sind heute in den Münchner Norden in die Motorworld gekommen – eine frühere Industriehalle, in der dem Auto in all seinen Facetten gehuldigt wird. Nicht unbedingt ein Ort, den man mit den Grünen in Verbindung bringen würde, räumt Florian Siekmann bei der Begrüßung ein. „Aber vielleicht sind wir auch genau richtig hier“, sagt der Vorsitzende der Münchner Grünen. Schließlich glaube seine Partei an eine grüne Zukunft der Automobilindustrie – mit Elektromobilität und ausreichend Ladestationen.

Das Kernthema der Grünen, das auch in Habecks Rede eine zentrale Rolle einnimmt, ist freilich ein anderes – nämlich der Klimaschutz. Das bekommen die Besucherinnen und Besucher schon vor dem Eingang der Motorworld vor Augen geführt. Denn dort wirbt die Umweltschutzorganisation Greenpeace mit Plakaten und einer Tanzaktion für mehr Klimaschutz. Drumherum versammeln sich Trauben von Menschen – anders als hundert Meter entfernt, wo einige junge Unterstützer von CDU und CSU weitgehend verwaist um ein Habeck-Plakat mit dem Slogan stehen: „Ihr Kanzler, wenn’s richtig teuer werden soll!“

Daneben steht eine junge Frau mit einem Kapuzenpulli, auf dem in Großbuchstaben das Wort „MERZ“ prangt – mithin der Name des aktuell aussichtsreichsten Bewerbers um die Kanzlerschaft bei der Wahl am 23. Februar. Jener Friedrich Merz spielt im Dampfdom bei Robert Habecks Rede jedoch nur eine Nebenrolle. Viel lieber teilt der Grünen-Frontmann gegen Markus Söder aus – etwa wegen dessen „Obsession mit Grillen“, die der CSU-Chef regelmäßig in seinen Instagram-Posts dokumentiert.

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